Atsuko Riebl (Wada), 1977-83
Ich habe in Pötzleinsdorf gewohnt, und wenn ich mit der Straßenbahn gefahren bin, habe ich immer in die Gentzgasse geschaut, ob mein Professor, den ich angehimmelt habe, zufällig zu sehen ist. So auch in meinem ersten Winter in Wien. Es hat sehr stark geschneit und die Autos waren unter einer starken Schneeschicht versteckt. Da sehe ich, wie mein geliebter Professor sein Auto ausschaufelt. Der Arme! Mir sind die Tränen über die Wagen geflossen. Wie kann ich helfen? Soll ich aussteigen und ihm meine Hilfe anbieten? Leider aber war ich für einen Schneeeinsatz nicht richtig angezogen...
Liebe Antoinette, nach deinem Recital im Schubertsaal, ich glaube nach deiner Diplomprüfung, wollte ich seinen Eindruck und Meinung hören. Seine Antwort: „Ich habe die ganze Zeit gezittert, ob das (schulterlose – à la Anne Sophie Mutter) Kleid nicht runterrutscht“. Lieber Christian, du hast ein Recital in der Urania gegeben. Am gleichen Tag wie unser Professor ein Konzert gespielt hätte. Natürlich wollte ich zu seinem Konzert gehen, verzeih mir bitte! Fürsorglich, wie unser Professor war, hat er mich gebeten, zu deinem Recital zu gehen, da er befürchtete, dass wenig Publikum anwesend sein werde. Es war ihm wichtig.
Ungern beendete ich das Studium und bestand im Juni 83 die Diplomprüfung. Danach im September war ein Hearing für Korrepetitor–Bläserabteilung. Als ich ihm davon erzählte, war sein tröstender Kommentar: „Die nehmen keine Ausländer.“ Prompt bekomme ich die Stelle, bis heuer im Herbst.