Trixie Graf
Immer wieder haben wir vierhändig gespielt: Mozart-Sonaten, Ravels Ma mère l’oie, Schubert-Tänze, nichts zu Schwieriges, ich war kein Profi wie meine Eltern und später meine kleine Schwester. Trotzdem hat mein Vater mit mir gespielt, einfach weil er so gerne vierhändig spielte. In diesen Momenten wäre ich gerne besser gewesen, aber ich habe nie sehr ernsthaft geübt, meine Eltern wollten auch auf keinen Fall, dass meine Schwester und ich professionelle Musikerinnen werden.

Aber es war natürlich unmöglich, die Musik zu überhören, sie war allgegenwärtig. Die Eltern übten für Konzerte oder gaben Stunden, wir hatten drei Klaviere zuhause. Ich hörte daneben noch Platten, viel klassische Musik (besonders Rachmaninovs Klavierkonzerte), aber auch die Beatles, deren Songs ich alle kannte. Musik war präsent in allen möglichen Formen. Wenn ich von einem Gefühl schreiben soll, dann war es die leichte Frustration beim Vierhändigspielen, weil ich nicht gut genug war, um vom Blatt zu spielen – und viel üben wollte ich einfach auch nicht...
Meine Mutter hat ein paar Monate in Morges, einem Vorort von Lausanne, bei dem polnischen Pianisten Turczinski studiert. Mein Vater und sie haben sich zu dieser Zeit in Genf kennengelernt, wo Hans an einem Klavierwettbewerb teilnahm. Eines Tages besuchte Hans Carmen in Morges. Er musste aus irgendeinem Grund seinen Lehrer Bruno Seidlhofer anrufen. BS: „Wo bist?“ HG: „In Morges“ (mit wienerischer Aussprache klingt das dann wie „Im Oasch“). BS: „Du tuast ma oba laad!“
Bis heute rufe ich meine Schwester jedes Mal an, wenn ich bei Lausanne vorbeifahre und sage: „I bin in Morges“ und sie antwortet mir prompt: „Du tuast ma oba laad!“
Begeistert von amerikanischen Big-Bands schrieb sich Hans 1946 an der Technischen Hochschule ein, weil er unbedingt in der Technischen Tanzband TTB mitspielen wollte. Bei seiner Bewerbung antwortete er auf die Frage, welches Instrument er denn spiele: „Was braucht ihr?“ Unbesetzt war nur die 4. Trompete. Na dann...